Posts mit dem Label Premiere werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Premiere werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 16. März 2009

Nichts ist scheißer als verlieren

... hat Erik Meijer einmal behauptet. Ein 4:4-Unentschieden in Hannover kann, wenn Ihr mich fragt, aber noch viel scheißer sein als zum Beispiel ein 1:2 in Stuttgart. Vor allem, wenn man zweimal mit je zwei Toren Abstand führte (0:2 und 2:4). Vor allem, wenn man selbst drei der vier geschossenen Tore wunderbar herausspielt, sich daneben noch zahlreiche weitere Chancen durch schnelles Pass- und Laufspiel erarbeitet, im Gegenzug aber vier Treffer nach so genannten Standardsituationen hinnehmen muss. Vor allem, wenn der Trainer der gegnerischen Mannschaft, der während des Spiels unentwegt irgendeinen Blödsinn in Richtung Spielfeld schreit, nach dem Spiel auch noch die Nerven hat an der Rechtmäßigkeit des Strafstoßes für Borussia in der ersten Halbzeit zu zweifeln. Das Foul von Tarnat an Sahin, der daraufhin verletzt ausgewechselt werden musste, war erstens brutal und zweitens eindeutig innerhalb des Strafraums, was Sebastian Hellmann im "Premiere-Halbzeitstudio" zu der Aussage verleitete, dass dies "vielleicht der klarste Elfmeter der Bundesligahistorie" gewesen sei. Da kann ich meinen Freunden von Premiere ausnahmsweise mal nicht widersprechen.

Aber es hilft ja alles nichts. Für den BVB geht es in dieser Saison um nichts mehr – vielleicht abgesehen von Platz 1 in der inoffiziellen Ruhrgebietsmeisterschaft. Aber wenn ich ehrlich bin, bedeutet mir die “Nummer 1 im Pott” nicht viel in einer Saison, bei der auf Schalke bislang fast gar nichts zu klappen scheint und Bochum erwartungsgemäß gegen den Abstieg spielt. Außerdem hat der BVB gegen seine blau-weißen Rivalen in dieser Saison bislang kein einziges Spiel gewonnen. Sollte das Spiel an der Castroper Straße demnächst ebenfalls nicht gewonnen werden – ich rechne fest mit einem Unentschieden – gibt’s nicht mal dieses Trostpflaster.

Unentschieden. 13 Stück gab es davon in den bisherigen 24 Bundesligaspielen. Wenn man etwas böswillig ist, könnte man sogar noch zwei weitere Remis dazuzählen: Da wäre zum einen das Duell mit Udinese Calcio in der 1. Runde des UEFA-Pokals, welches erst im Elfmeterschießen entschieden werden konnte. Streng genommen stand es dort nach zwei Spielen also ebenfalls unentschieden. Und zum anderen gab es da noch das DFB-Pokalspiel gegen Luciano Favrettis Hertha, in dem es zumindest nach 90 Minuten 1:1 stand.

Man könnte fast meinen, die Mannschaft wüsste nicht genau, wohin sie in dieser Saison eigentlich will. Das Wort unentschieden passt zum BVB 2008/2009. Man liegt auf Platz 9 in der Tabelle, man ist in den Pokalwettbewerben trotz zum Teil ansprechender Leistungen jeweils sehr knapp gescheitert, man hat 12 Punkte Vorsprung auf Platz 16, aber auch 9 Punkte Rückstand auf Platz 5.

Naja, es gibt schlimmeres, ich weiß. Keine Abstiegsangst haben zu müssen, ist etwas sehr, sehr angenehmes. Eine Mannschaft, die sich zumindest in einigen Bereichen gegenüber den Vorjahren deutlich verbessert zeigt, mag ich eigentlich auch gar nicht zu sehr kritisieren. Schließlich machen sie auch sehr vieles richtig, wahrscheinlich Dank des neuen Trainers. Vielleicht kann man nun die verbleibenden 10 Spiele dazu nutzen, sich ohne großen Druck mit den restlichen Schwächen auseinanderzusetzen und sich in Ruhe Gedanken darüber machen, welche Spieler dieses Team in der kommenden Saison verstärken könnten.

Wie wäre es zum Beispiel mit Ralph Gunesch vom FC St. Pauli? Der Abwehrspieler hat am Wochenende nach dem Sieg seiner Mannschaft in Aachen folgendes gesagt: “Wenn wir so weitermachen, dann schauen wir mal, was am Ende dabei rauskommt.” Ich finde, mit dieser Einstellung passt er ganz hervorragend zum BVB!

Donnerstag, 19. Februar 2009

Grundsatzdiskussion

Heute verstoße ich gegen zwei Grundsätze, oder sagen wir Vorhaben, die ich mir in Bezug auf dieses Blog auferlegt habe.

  • Ich zitiere einen Artikel der Bild-Zeitung.
  • Ich äußere mich ein weiteres Mal zu FvTuT.

Warum ich normalerweise die Bild-Zeitung ignoriere bzw. mich weigere sie ernst zu nehmen, dürfte jedem einleuchten. Falls nicht, empfiehlt sich ein Besuch des Bildblogs. FvTuT nehme ich zwar auch nicht ernst, allerdings ist er Fußball-Kommentator bei Premiere und dadurch schwer zu meiden, wenn man wie ich regelmäßig die Spiele der Bundesliga und der ChampionsLeague verfolgt.

Um nach meinem Beitrag vom Dezember den Eindruck zu vermeiden, ich würde mich hier nur noch auf den alten Fritz einschießen wollen, hatte ich es bewusst vermieden auf seinen katastrophalen Live-Kommentar beim Spiel FC Bayern gegen Borussia Dortmund einzugehen. Stattdessen hatte ich mir einfach vorgenommen, beim nächsten Aufeinandertreffen von FvTuT und mir einfach auf “Stadionklang” umzuschalten und von diesem 90-minütigen Experiment hernach an dieser Stelle zu berichten.

An diesem Vorhaben hat sich zwar nichts geändert, allerdings kann ich es mir aufgrund dieses Bild-Artikels nicht verkneifen, hier noch ein paar Sätze loszuwerden.

Wenn der Kommentar der Szene rund um den Boateng-Klose-Zwischenfall FvTuTs einziger Fauxpas in diesem Spiel gewesen wäre, könnte man das ja noch als Ausrutscher werten und es dabei bewenden lassen. Also ganz nach Markus Millers Motto: “Analysieren und dann vergessen.” Allerdings hat FvTuT besagte Szene in der ersten Halbzeit zunächst gar nicht bemerkt und sie dann in der zweiten Hälfte, also nachdem der Kaiser seine Sicht der Dinge zum Besten gegeben hat, umso drastischer kommentiert. Man hatte fast den Eindruck, als ob nach des Kaisers Urteil Boateng offiziell (bzw. Premiere-intern) zum verbalen Abschuss freigegeben sei – und da konnte FvTuT natürlich nicht nachstehen (wer will schon dem Kaiser widersprechen?) und musste noch einen draufsetzen. Zudem ist es bei FvTuT grundsätzlich so, dass er zumeist ziemlich launenhaft irgendetwas schildert, aber ganz sicher nicht das, was auf dem Platz vor sich geht! Wie sonst ist es zu erklären, dass er sich “von einer Stimmung leiten lässt”, wenn besagte Szene schon über 20 Minuten zurücklag? Nein, das ist keine Stimmung, das ist eine Laune.

Und dies bringt mich schon zum nächsten Punkt. FvTuT behauptet: “Und ich kann ein Spiel auch lesen, ohne vorher mit dem Trainer gesprochen zu haben.” Nein, da muss ich entschieden widersprechen! FvTuT hat viele Qualitäten, keine Frage. Er gehört z.B. der schrumpfenden Minderheit in seiner Branche an, die noch vollständige Sätze mit Subjekt, Prädikat und Objekt bilden können. Außerdem ist er sehr erfahren im Umgang mit dem Mikrofon, d.h. er hat in der Regel ein gutes Gespür dafür, wann er mal lauter werden darf und wann er sich eher zurückhalten kann. Auch unterlaufen ihm keine technischen Fehler wie seinem Kollegen Marcel Reif. Aber wirklich zu verstehen, was taktisch auf dem Spielfeld vor sich geht, ist FvTuT in all den Jahren, in denen ich nun Fußball via TV “konsumiere” und deshalb mit ihm in Berührung kam, wirklich noch nie gelungen! Mögliche Positions- oder Spielerwechsel innerhalb einer Mannschaft werden von ihm grundsätzlich falsch prognostiziert. Das kann auch daran liegen, dass er über die Eigenschaften vieler Spieler schlicht zu wenig weiß. Von einer “professionellen Vorbereitung” ist bei ihm jedenfalls nie etwas zu spüren.

Abgesehen davon gehört es meiner Meinung nach auch zu einer professionellen Vorbereitung die Namen der Akteure fehlerfrei aussprechen zu können. Speziell in dieser Disziplin könnte sich FvTuT eine Menge von seinem jüngeren Kollegen Markus Lindemann abgucken, aber das sei nur nebenbei erwähnt.

Mir geht es hierbei gar nicht so sehr um FvTuT selbst, wobei es doch zumeist er ist, der mich vor dem Fernseher verzweifeln lässt – jedenfalls weitaus häufiger als dies seine Kollegen schaffen. Ich habe eher ein grundsätzliches Problem mit dem Ansatz der meisten TV-Kommentatoren. Denn es ist einfach so, dass dem Kommentator bei einer Live-Übertragung eine ziemlich große Verantwortung zuteil wird, und es ist unheimlich frustrierend zu erleben, wenn ein Kommentator seinen Job schlecht macht und dadurch die Wahrnehmung seines Publikums in eine objektiv falsche Richtung lenkt.

FvTuT und Co. werden sicherlich entgegenhalten, dass es vollkommen legitim sei, ihren (angeblich) neutralen Kommentar mit ihren persönlichen Meinungen zu ergänzen. Ich plädiere aber dafür, dass die Kommentatoren sich mit ihrer Meinung bei strittigen Szenen ganz stark zurückhalten sollten. Dieses permanente Festlegenwollen auf die eine definitive Wahrheit hilft doch keinem weiter. Außerdem verlangt dies auch keiner von ihnen. Jeder weiß, dass es die eine Wahrheit im Leben nicht gibt – und im Fußball erst recht nicht. Stattdessen sollte das Wahrgenommene sachlich beschrieben werden und in dem Zusammenhang darf, ja soll sogar eine gewisse Haltung transportiert werden. (Das ist übrigens auch die Maxime, nach der sich die Tagesthemen- und heute journal-Moderatoren zu richten haben.)

Die Kommentatoren sind schließlich keine Fans, die wiederum das Recht haben, sämtliche Szenen ganz eindeutig so oder so zu sehen. Aber viele TV-Macher verwechseln diesen Hang zur ungefragten Meinung leider mit dem Anspruch (nach dem meines Wissens ebenso kein Zuschauer jemals gebeten hat) das "Produkt" möglichst authentisch, d.h. voller Emotionen (Emotionen!!!), also mit zumeist völlig überdrehter verbaler Begleitung zu präsentieren. Diese scheinbar so wichtigen Emotionen, ob gespielt oder echt, haben einerseits auf dem Platz (Schiedsrichter ausgenommen) ihre Daseinsberechtigung und sind andererseits fester Bestandteil dessen, was das Fansein ausmacht. Der Kommentator ist aber Teil des Mediums, d.h. er soll das Ganze übertragen, übermitteln – und eben nicht künstlich verstärken.

So, das war jetzt mal etwas Grundsätzliches von mir zu dem Thema. Man möge mir gerne widersprechen!

Ich werde jedenfalls am Freitagabend das Experiment wagen und beim Gucken des Derbys auf den TV-Kommentar verzichten. Mal sehen, wie das so ist.

Abschließend noch ein paar Worte zu Klopps FvTuT-Boykott: Einerseits eine richtige und nachvollziehbare Maßnahme. Andererseits hätten wahrscheinlich sämtliche Beteiligten (und vor allem wir Zuschauer!) mehr gewonnen, wenn Klopp FvTuT eine Nachhilfestunde in Sachen Fußballtaktik und dem objektiven Einschätzen von Spielsituationen geben würde. Aber darauf haben wahrscheinlich beide keine Lust.

Samstag, 13. Dezember 2008

Das Gaudium

Ach hätte ich doch nur die gleiche humanistische Bildung wie Fritz von Thurn und Taxis genossen! Zwar besuchte ich neun lange Jahre ein alt- und mittelsprachliches Gymnasium und verließ es schließlich auch mit dem Abitur in der Tasche, aber um Latein und Altgriechisch konnte ich mich zugunsten der gegenwärtig zumeist etwas nützlicheren Fremdsprachen Englisch und Französisch herumdrücken. Aber heute hätte ich beim Verfolgen des Spiels VfB Stuttgart gegen Bayern München auf Premiere mein rudimentäres Französisch gerne für die eine oder andere Lateinvokabel eingetauscht, weil dann hätte ich den Live-Kommentar von FvTuT (a.k.a. Friedrich Leonhard Ignatius Josef Maria Lamoral Balthasar Prinz von Thurn und Taxis, kurz FLIJMLBPvTuT) vielleicht häufiger verstanden als dies der Fall war. Eingeschüchtert von FvTuTs intellektueller Überlegenheit mir gegenüber ließ das Niveau meiner Aufmerksamkeit auch während der zweiten Halbzeit des Spiels deutlich nach - anders ist es nicht zu erklären, warum ich den genauen Zusammenhang nicht mehr erinnere, in dem FvTuT folgenden (Halb-)Satz sagte: "..., nicht so sehr zum Gaudium des Publikums."

Wie bitte? Was war das? Gaudium? Was heißt das? Und welches Publikum meint FvTuT a.k.a. FLIJMLBPvTuT überhaupt? Vielleicht ja das Publikum, welches die Leute vom Fernsehen so gerne da "abholen" wollen, wo dieses sich eben aufhält - was auch immer das nun bedeuten mag.

Wie auch immer. Gaudium also. Laut Meyers Online Lexikon ist dieses Wort lateinisch und bedeutet: "großer Spaß, Belustigung, Vergnügen." Okay, hätte man draufkommen können. Mordsgaudi, Wahnsinnsgaudi, Riesengaudi - alles schon mal irgendwo gehört. Im Zweifelsfall von irgendwelchen bayrischen Menschen in der ARD.

Ich fasse also zusammen: FvTuT verwendet in seinem Kommentar eines Bundesligaspiels auf dem privaten Pay-TV-Kanal Premiere die lateinische Vokabel Gaudium. Die Gerd Rubenbauers und Florian Silbereisens dieser Welt verwenden in ihren Moderationen sinnbefreiter Unterhaltungssendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die bayrische Gute-Laune-Vokabeln Mordsgaudi, Wahnsinnsgaudi und Riesengaudi. Wenn ich nun den genannten Kommentatoren bzw. Moderatoren unterstelle, dass sie ihr Publikum tatsächlich "abholen", also auf ihre Zuschauer zugehen, ihnen entgegenkommen, dann frage ich mich, wo sich dieses häufig zitierte Unterschichtenfernsehen denn nun befindet.

An diesem Punkt breche dieses Gedankenspiel am besten ab und wende mich dem für mich größten Gaudium des 17. Spieltags zu. Und das lieferte der Karlsruher Torwart Markus Miller, der nach dem unglücklichen 0:4 seiner Mannschaft bei Hertha BSC folgendes Bonmot (ha, da machen sich die fünf Jahre Französisch-Unterricht doch mal bezahlt!) ins Premiere-Mikrofon sprach: "Das müssen wir jetzt erst alles, äh, analysieren - und dann vergessen." Recht hat er! Als moderner Fußballprofi analysiert man nämlich pflichtschuldig so ziemlich alles. Aber als gestandener Fußballprofi weiß Miller natürlich auch, dass er diese bittere Niederlage - ebenso wie praktisch die gesamte Hinrunde des KSC - am besten möglichst schnell vergessen sollte, wenn er irgendwann mal wieder gute Laune bei irgend etwas empfinden möchte.

Was mich zum Aufstellen folgender These verleitet: Nur nach gründlicher Analyse des Geschehens und anschließender Amnesie ist das Gaudium wieder möglich.

Stuttgarts Stürmer Mario Gomez, um wieder einen Bogen zum Ausgangspunkt dieses Textes zu spannen, formulierte vor gut einem Jahr in einer ähnlich unbefriedigenden Situation mehr in der Tradition des gestandenen Fußballers, indem er sagte: "Vielleicht hilft nur noch saufen." Wahrscheinlich meinte Miller irgendwie dasselbe.

Was Christoph Dabrowski nach dem 1:2 des VfL Bochums gegen den 1. FC Köln meinte - um zu einem weiteren Gaudium dieses Spieltags zu kommen - ist dagegen leicht zu erahnen. Der Bochumer Mittelfeldspieler sagte nämlich zum Zustandekommen der Bochumer Niederlage dies: "Das zieht sich schon durch die ganze Hinrunde wie ein seidener Faden."

Wie ein seidener Faden zieht sich auch die Art und Weise der Berliner Siege durch die bisherige Bundesligasaison: unspektakulär, oftmals unansehnlich, aber dafür extrem diszipliniert und effizient. Man könnte auch sagen, dass in Berlin ein Catenaccio franko-schweizerischer Prägung Einzug gehalten hat. Weshalb ich mir auch nicht mehr sicher bin, ob der Trainer dort nun Lucien Favre heißt oder in Wahrheit nicht doch Luciano Favretti.

Letzteres wäre eigentlich auch ein viel passenderer Name für Herthas Maskottchen Herthinho, denn brasilianisch ist an der Spielweise der Berliner nämlich überhaupt nichts. Außerdem wäre es meiner Meinung nach mal an der Zeit, dass die Maskottchen in der Fußball-Bundesliga anstatt der zumeist zweisilbigen Fantasienamen wie Fritzle, Emma, Berni oder Dino anständige Vor- und Zunamen erhalten. Dann wären sie vielleicht auch ein echtes Gaudium für ihr Publikum.