Donnerstag, 14. Januar 2010

Nur vier E-Gitarren?

Williamsburg, Brooklyn, New York City: Sonic Youth kommen nach Hause. Das Konzert findet an einem Dienstagabend Ende November statt. Draußen ist es kühl und nass, aber es könnte schlimmer sein. Drinnen, in der Williamsburg Music Hall, ist es angenehm warm und die Drinks sind echt klasse. Die Vorband - zwei Tussis, die sich Talk Normal nennen - ist laut und macht vor allem eins: Krach.

Noch ein kleiner Rundgang durch die Music Hall, bevor es mit dem Main Act des Abends losgeht. Die zahlreichen Zuschauer - das Konzert ist ausverkauft - verteilen sich im Innenraum, auf der hufeisenförmigen Empore im ersten Stock, vor den beiden Cocktailbars, vor dem Merchandising-Stand.


Die Leute, die an diesem Abend in Williamsburg unterwegs sind und zu Sonic Youth gehen, könnten ebenso gut aus Kreuzberg oder Tübingen sein. Hier und da riecht es nach Dope, die Atmosphäre ist locker und gelöst. Manhattan, diese Insel der Wahnsinnigen, wo sich beinahe jeder rund um die Uhr furchtbar wichtig nimmt, ist unendlich weit weg. Ich sehe an diesem Abend niemanden an seinem Blackberry herumspielen.



Dann betreten Kim Gordon, Thurston Moore, Lee Ranaldo, Steve Shalley und Mark Ibold die Bühne, auf der sie zu fünft mit ihren Instrumenten gerade genug Platz finden. Ihre Musik ist laut und energiegeladen. Das Konzert ist fantastisch, es stimmt einfach alles. Kim ist atemberaubend. Thurston sieht nach wie vor aus als sei er 19. Und er sagt Sätze wie: "Boston versus New York is like skins versus punks - nobody wins."

Zwei Tage zuvor gewinnen die Boston Celtics durch einen Buzzer-Beater von Kevin Garnett in der Verlängerung bei den New York Knicks. Garnett trifft in dem Spiel nur vier seiner 15 Wurfversuche (plus zwei verwandelte Freiwürfe) und kommt am Ende auf lächerliche zehn Punkte. Ein verheerende Bilanz für den zwölffachen All-Star und MVP des Jahres 2004. Seine Celtics verlassen durch ihn den Madison Square Garden als Sieger. Der Sonntagnachmittag ist gelaufen. Nobody wins?

Doch zurück zu Sonic Youth. Die Band ist so alt wie ich und hat es - noch eine Parallele zu mir - nach wie vor voll drauf. Im Gegensatz zu Sonntag fühlen sich heute alle Fans wie Sieger. Ein wunderbarer Abend.

2 Kommentare:

  1. "Die Band ist so alt wie ich und hat es - noch eine Parallele zu mir - nach wie vor voll drauf."

    Unausgesprochen klingt da mit "..., obwohl man uns schon abgeschrieben hatte und wir definitiv auf dem absteigenden Ast sind.". Oder bilde ich mir das nur ein? ;-)

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  2. Ja, das bildest du dir ein.

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